FRESHMAKER - NO LIMIT
Im Rap-Geschäft stehen Produzenten noch immer im Schatten der Künstler. Trotz ihres erheblichen Beitrags zu den Erfolgen der jungen Generation, die mit hoher Frequenz Songs auf den Markt bringt, mangelt es an Anerkennung seitens des Publikums. Freshmaker erinnert sich: „Früher musste ich Rappern hinterherrennen, damit sie in meine Beatpakete reinhören.“ Häufig wurden reservierte Beats nicht genutzt, Credits fehlerhaft vergeben. „Irgendwann hatte ich die Schnauze voll“, erklärt der Österreicher. Jetzt wählt er gezielt seine Projekte aus und strebt ähnlich wie DJ Khaled an, sich als Marke zu etablieren. Neben Kollaborationen mit Genregrößen setzt er auf eigene Alben. Während „Fusion“ noch stilistisch breit gefächert war, verfolgt „No Limit“ ein klareres Konzept: „Kein Singsang, kein Afro-Trap, sondern straighter Hip-Hop.“
Mit „Blocklife“ gelingt ein druckvoller Einstieg. Wuchtiger Trap trifft auf fernöstlich anmutende Melodien. Silla, Shadow030 und Krime liefern standfesten Battle-Rap, während Hanybal mit höherer Stimmlage die Strophen verfeinert. „Eightball Diaries“ umgeht trotz schwebender Klavierbegleitung jede Kitschgefahr. An der Seite von Reeperbahn Kareem zeigt vor allem AchtVier das Potenzial, das er auf „Hyperaktiv“ noch ungenutzt ließ. Freshmaker bringt die Rapper zur Ordnung. Anders als auf „Fusion“ oder DJ Stylewarz’ letztem Werk überzeugen die Künstler mit Konzentration und solider Performance. Chakuza zeigt auf „Infantry“ deutlich mehr Geschmackssicherheit als auf „Blackout 2“ und meistert das trappige Gerüst souverän, ohne in pubertäre Punchlines abzugleiten.
PTK reiht sich mit „Warum Rappst Du“ ins Rap-über-Rap-Umfeld ein und nimmt Bezug auf Kool Savas’ indizierten Klassiker von 2001. Zusammen mit Tayler zitiert er Bushido und Bass Sultan Hengzt, würdigt WBM und MOR. Die Berliner Abgrenzungsbemühungen zum Rest des Landes gelten offenbar weiterhin, auch wenn ein Wiener die Dynamik an den Reglern steuert. Besonders PTK beeindruckt mit einer Leichtigkeit, die seinem ernsten „HHWMWMM“ aus dem Vorjahr fehlte.
Newcomer HeXer beweist mit „100%“ in prominenter Umgebung sein Talent. Noch besser als auf seiner „Metropolis EP“ geht er im neuen musikalischen Terrain auf. Lediglich der Refrain greift dezent auf kirchlichen Gesang zurück. Die Produktion von „R.A.P.“ mit Timeless bleibt etwas weniger eindringlich, trifft aber auf einen hochmotivierten Rapper. Der Kölner brilliert in Hochgeschwindigkeitspassagen, zeigt jedoch auch fragwürdige Aussagen („Euer Rap ist gestellt wie der 11. September“). Kollegah und Asche liefern in „Henker & Richter“ ein lyrisches Ping-Pong-Spiel ohne Kontroversen, das jedoch an Zielstrebigkeit vermissen lässt. Cr7z punktet in „Seht Es Ein“ mit einem technischen Feuerwerk, auch wenn Begriffe wie „Sheytan“ und „Deep State“ fragwürdig sind. Dame und Bizzy Montana ergänzen ihn gekonnt.
Mit „No Limit“ gelingt Freshmaker ein kohärentes Album. Die Teilnehmer scheinen sichtlich Spaß an der Arbeit gehabt zu haben. Von Timeless über die 030er bis zu AchtVier stellen alle ihre Fähigkeiten in den Vordergrund. Lediglich BOZ bleibt mit einer lustlosen und ungewohnt unsympathischen Strophe hinter den Erwartungen zurück. Das Album zeigt, dass auch Produzenten sich selbstbewusster präsentieren können. Es bleibt die Hoffnung, dass sich weitere Produzenten von Freshmakers Ansatz inspirieren lassen, ihren eigenen Wert hervorzuheben.